Das Kölner Verfahren
...und wir achten auf den Boden
Wer sich im Jahre 2020 über die anstehende Holzernte in seinem Revier Gedanken macht, wird feststellen, dass es kaum Frost geben wird und er nicht umhin kommt, die Frage der Befahrung und deren unabdingbare Notwendigkeit ernsthaft diskutieren muss. Das Klima hat den Wald vielfach verändert. Die Winter erreichen gerade mal die Phase der Saftruhe.
Der Verbreitungsprozess der hochmechanisierten Holzernte führte zu Hocherträgen auf befahrbaren Lagen und lässt unsere Bestände heute in einer konsequenten Erschließungsdichte erscheinen so dass jeder Baum vom Harvester ergriffen werden kann.
Aber alles hat seinen Preis. Mit schweren Gewichten beanspruchen wir die Tragfähigkeit der Rückegassen auch über die Grenzen hinaus, der Schlagabraum wird mit seinen wichtigen Mineralien für den Stoffwechselkreislauf unseres Waldes auf den walduntypischen Böden der Fahrlinien konzentriert und die Holzbodenfläche wird je ha um einen Morgen wegen der Hochmechanisierung ärmer.
Manchmal mag man vergessen, dass es um den Wald geht, um seine Vielfalt und seine Lebhaftigkeit mit all seinen Arten und um die Leistungen die er erbringt für eine gesunde Welt.
Wenn sich klimatische Veränderungen fortsetzen wie bisher, dann erfährt dieser Wald auch keine Fröste mehr.
Wie soll die Holzernte gehen bei nicht gefrorenen Böden? Welches Verfahren lässt eine Einschlagsplanung zu, die freispricht von den Ängsten, dass sich voll geladene Forwarder schwankend durch tief ausgefahrene Fahrrinnen quälen und dabei für alle Zeit deutliche Spuren einer Fehlplanung hinterlassen?
Oftmals verkommt in manchen Forstbetrieben die Revierleitung zu einfachen Erfüllungsgehilfen der Vollerntelogistik, die ihre Einsätze nach der Routenplanung des bundesdeutschen Autobahnnetzes vornimmt und schon lange nicht mehr nach den akuten Bestandesverhältnissen des Einschlagsortes fragt. Die Verantwortung für die gute übersichtliche und vorzeigbare Forstwirtschaft muss wieder von der Revierleitung eigenverantwortlich erdacht und angewandt werden.
Die Interessensgemeinschaft Zugpferde entwickelt seit dem Jahre 2000 das „Kölner Verfahren“.
Laubholzabschnitte werden nach einem motormanuellen Einschlag mit Rückepferden an die Gasse vorgeliefert. Die Endrückung erfolgt mittels Tragschlepper und all das bei Gassenabständen von 40 m.
Ganz bewusst wird beim „Kölner Verfahren“ die Befahrungsintensität zurückgenommen. Tatsächlich werden nur wenige Zeitfenster benötigt um die notwendige Restbefahrung im Zuge der Endrückung auf abgetrockneten Böden durchzuführen.
Der Einschlag wird durch eine Fällraupe im Sinne der UVV unterstützt. Das Aggregat bleibt auf den Gassen und wird zur seilunterstützten Fällung eingesetzt, mit Gewichten deutlich unter 1,5 t ist es nicht befahrungsrelevant.
Das zweite Gewerk, das Vorliefern erfolgt mit Rückepferden, die sich zwischen den Gassen sozusagen in ihrem angestammten Revier befinden. Mit einer hohen Wendigkeit, einer enormen Flexibilität im Arbeitsprozess und der überaus beeindruckenden Auffassungsgabe dieser Arbeitspferde, erhält die Forstwirtschaft mit den Rückepferden einen absoluten Spezialisten für die Bringung der Abschnitte gleich welcher Baumart an die nächste Gasse. Zertifizierte Pferderückebetriebe garantieren den Auftraggebern fachgerechte Arbeit unter Einhaltung der Tierschutzvorgaben. Der Pferderücker ist in seinem Handwerk hoch qualifiziert. Kurse zum erlernen dieses Fachbereichs werden von der IGZ (www.ig-zugpferde.de) angeboten.
Wenn alle Abschnitte an der Gasse liegen, kann die Endrückung beginnen. Ein spannender Moment, denn jetzt muss das Wetter passen. In mittleren Rückeentfernungen können Forwarder solches Holz mit einer Tagesleistung von bis zu 100 Festmeter am Polter ablegen. Somit braucht es für 500 Festmeter lediglich eine Woche gutes Wetter.
Entscheidet sich der ausschreibende Forstbetrieb, die Endrückung separat zu beauftragen, kann die Revierleitung unmittelbaren Einfluss auf den Einsatzzeitpunkt zur besseren Beachtung der Witterungsverläufe nehmen. Holzeinschlag und Vorliefern sollten hingegen als eine Einheit vergeben werden, da der Schnittpunkt dieser Gewerke einem hohen Qualitätsanspruch genügen muss.
Pferdearbeit in der forstwirtschaftlichen Erntekette muss nicht teuer sein und kann ausgezeichnet gut in Stückmasse kalkuliert werden. Das ist eine gute Grundlage den gesamten Ernteprozess im Vorfeld transparent dem Waldbesitzer darzustellen.
Wer die Feinerschließung auf ein gesundes Maß von 40 m Abständen zurückbauen möchte und Befahrung besser steuern möchte, wer mit Rückepferden einen ehrlichen Beitrag für eine zukunftsfähige Forstwirtschaft leisten möchte ist mit dem „Kölner Verfahren“ gut beraten. Das ist eine geradezu ausgewählte Holzerntemethode für den artenreichen Wald von morgen.