Hah Hot Brrrr
Holzrücken im Stadtwald von Bad Bederkesa
„Hot Hot Hot“ kommt es von rechts hinter einer stattlichen grünen Wand aus Stechpalmen. Links wiehert Tobi lautstark und langgezogen. Von siebenhundert Metern weiter am nordöstlichen Waldrand antwortet Eddie mit einem sonoren Schnauben. Hinter den Stechpalmen tritt Balou hervor, gefolgt von Fuhrfrau Cynthia Schimenowski und einem 5m langen Buchenstamm an der Zugkette. Geschickt navigiert sie durch Zurufe den Stamm um junge, sogenannte Zukunftsbäume herum und zwischen den großen Buchen des Stadtwaldes von Bad Bederkesa nördlich Bremens.
Vierundfünfzig Raummeter vorwiegend Buchen haben Forstarbeiter im Stadtwald geschlagen. Es wird als Brenn- und „Lollyholz“ verkauft, sagt Tobias Loewer vom Forstamt Harsefeld mit einem Zwinkern:“Daraus werden dann Eisstiele gemacht“. Die Forstarbeiter haben die langen Stämme entastet und in etwa fünf Meter lange Teile zugesägt. Und die sollen Ingo Reimann, Andreas Ludewig und Cynthia Schimenowski mit den Kaltblut-Rückepferden Tobi, Eddie und Balou nun aus dem Wald herausziehen und an dem umlaufenden Wirtschaftsweg für den Weitertransport ablegen.
„Kann man das nicht auch mit Pferden machen? Das ist doch schonender für den Waldboden und ökologischer.“ haben Anwohner beim Landkreis angefragt, berichtet Tobias Loewer. Und so wolle man heute erste Erfahrungen mit dem Holzrücken sammeln.
Das Einsatzgebiet für Rückepferde im Holz liegt dort, wo Naturschutzbestimmungen den Maschineneinsatz verbieten oder zur Schonung des Waldes Rückegassen nur in großen Abständen durch einen Wald verlaufen können. Und in Friedwäldern beispielsweise. Die Pferdehufe verdichten den Boden weniger, die Pferde kommen auch an schwierige Stellen, wo lange Zugketten den Baumaufwuchs gefährden würden. Die schmalen Rückespuren, die die Stämme hinterlassen, schließen sich bald wieder. Das sind die Vorteile, die dem Holzrücken mit Pferden zugesprochen werden, erläutert Andreas Ludewig, der als Fuhrmann am Forstamt Radelübbe in Mecklenburg Vorpommern in den dortigen Landesforsten arbeitet.
Nach einer kurzen Besprechung und Beschau der möglichen Zugstrecken geht es los. Der Forstarbeiter Stefan Bäuerlein richtet mit der Motorsäge noch ein paar Stämme zu und die drei Wallache bekommen Kummete, Zugstränge und Ortscheite angeschirrt und treten dann geführt an langen Fahrleinen in den Wald.
„Rückepferde sollen lernen, sich auf Rufe und Zusprache hin führen zu lassen. Gebiss und Zügel sind nur wichtig, wenn die Tiere zu schnell werden oder abrupt stehen bleiben sollen.“ So hat es Ingo Reimann bei einem Holzrücken - Schnuppertag im Januar einem halben Dutzend Interessierter erklärt. In einem frostigen Winterwald bei Horneburg/Buxtehude wurde dann mit dem 11jährigen Noriker-Wallach Eddie das Anketten und Ziehen von langen Stämmen durch einen Parkour zwischen den Bäumen geübt. Cynthia Schimenowski war mit ihrem Rheinisch-Deutschen Wallach Balou (8) auch dabei - die beiden sind aber schon ein eingespieltes Team und wollten sich nur noch ein paar Tipps zur Ausrüstung abholen und den Einsatz in Bad Bederkesa besprechen.
Nach zweieinhalb Stunden ist Mittagspause für Pferde und Fuhrleute. Gut fünfzig Stämme liegen ordentlich aufgereiht am Waldrand. Etwa ein Drittel der Arbeit ist geschafft und man liegt gut in der Zeit. Einige Stämme erwiesen sich zu schwer für ein Zugpferd und da wird zweispänniges Arbeiten nötig werden. Eine mächtige Buche ist aber so ungünstig an den Rand einer Senke gefallen, dass Andreas Ludewig und Ingo Reimann keinen Weg sehen, sie ohne Risiko für die Pferde anzuketten und herauszuziehen. Mit mehr Erfahrung der Forstarbeiter mit dem Pferderücken hätte der Stamm auch günstiger abgelegen werden können, meint Andreas Ludewig dazu. „Sicherheit und Gesundheit der Pferde gehen immer vor“, betont Reimann, „darum werden wir diesen Stamm wohl liegen lassen“.
Text und Bilder von Andreas Briese
Holzrücken im Stadtwald von Bad Bederkesa

