Achtung Schwertransport! – Reisen mit Kaltblutpferden

Wir haben mal grob überschlagen, gemeinsam mit unseren Kaltblutpferden sind wir jährlich so um die 8.000 km auf der Straße unterwegs. Weil wir immer wieder gefragt werden, stellen wir hier einmal kurz zusammen, was es da so alles zu beachten gibt.
        
Ganz grundsätzlich gibt es unzählige Vorschriften, wie Fahrzeuge und Pferdeanhänger beschaffen sein müssen und was es zum Thema Tierschutz zu beachten gibt; in der nachstehenden Verordnung sind die wichtigsten Informationen aufgeführt:
        

  • Verordnung zum Schutz von Tieren beim Transport und zur Durchführung der Verordnung (EG) Nr. 1/2005 des Rates (Tierschutztransportverordnung – TierSchTrV)

        
        
TIP zum Tiertransporte-Befähigungsnachweis:
Grundsätzlich benötigen Sie diesen als Privatperson nicht!

Landwirte, Pferdewirte u.ä. Berufe, bei denen der Berufsabschluss ab 2007 erworben wurde, stellen hier eine Ausnahme dar. Bei ihnen gilt die entsprechende Qualifikation für den Transport als gleichzeitig mit ihrer Ausbildung bereits als erworben. Sie können sich einen Befähigungsnachweis beim Veterinäramt abholen, indem sie ihr Abschlusszeugnis vorlegen.
       
Im Vergleich zu unserer früheren Turnierlaufbahn, hat uns der Kaltblutsport dann doch vor neue Herausforderungen gestellt. Ganz offensichtlich, sind die Tiere natürlich etwas schwerer als das Durschnitts-Sportpferd. Konnten wir früher auch schon mal mit dem Golf aufs Turnier fahren, ist dies mit den Kampfgewichten von bis zu 1 Tonne nicht mehr denkbar.
        
Vor Reiseantritt mit dem Kaltblutpferd ist zu prüfen, ob das Zugfahrzeug überhaupt für die jeweilig benötigte  Anhängerlast  ausgelegt  ist. Hier  hilft  ein  Blick in die Fahrzeugpapiere. Leergewicht und Ladung bilden das Gesamtgewicht des Transporters. Nicht nur das Pferd selbst wird transportiert, es kommen noch Ausrüstung, Futter und eventuell andere Gegenstände hinzu, die natürlich auch ein Eigengewicht mit sich bringen. Das zulässige Gewicht sollte in keinem Fall überschritten werden.
        
Auch die Turniergelände sind von anderer Beschaffenheit als „Früher“. Veranstaltungen mit Kaltblutpferden finden in der Regel nicht in Hallen oder schönen Reitanlagen statt, sondern auf Wiesen und auch schon mal im Wald. Schon allein der Weg dahin macht es erforderlich, dass das Transportfahrzeug auch in unwegsamem Gelände noch manövrierfähig ist.  Oder auch schon mal steile Anfahrtswege problemlos auch mit Anhänger problemlos bewältigt werden können.
        
Wir sind mittlerweile in ganz Europa unterwegs, soll heißen, auch weite Strecken von mehreren hundert km am Stück sind durchaus an der Tagesordnung im Turnieralltag. Früher war ein einmaliges Befüllen des Heunetzes für die kurze Anreise zum nächsten Turnier in der Nachbarschaft ausreichend. Jetzt müssen wir schon mal einen Zusatzheuballen mit nehmen, denn unsere Pferde haben einen großen Appetit und Fressen sorgt beim Kaltblutpferd ja auch immer für Beruhigung und Beschäftigung. Der Verkehr ist völlig uninteressant, wenn man vor sich leckeres Heu liegen hat.
        

        
Nachstehend haben wir Euch mal zusammengefasst, was für uns ganz grundsätzlich beim tiergerechten Kaltbluttransport wichtig erscheint:
        
1.  Das Gewicht unserer Pferde ist in der Regel schon deutlich mehr. Beim Kalti geht man von einem Startgewicht von ca. 600 kg aus.
           
2.  Das normale zulässige Gesamtgewicht des handelsüblichen Pferdehängers liegt bei 2000 kg. Packt man also zwei Kaltis da rein, gerät man schnell al die Kapazitätsgrenzen dieser Hänger. Zu empfehlen sind hier Anhänger mit einem höheren zulässigen Gesamtgewicht.
           
3.  Habt Ihr eine Kaltblutrasse die besonders „breit“ oder „hoch“ ist, sollte man auch dies unbedingt mit beim Hängerkauf beachten. Eventuell benötigt Ihr breitere oder höhere Anhänger als die „normalen“. Dabei müsst Ihr immer die Gespannhöhe und –Breite im Kopf haben, damit ihr nicht z.B. an Brücken stecken bleibt usw.
           
4.  Die durchschnittliche Anhängelast von den üblichen PKW liegt bei ca. 1600 kg. Zum Transport von zwei Kaltis sind diese Fahrzeuge nicht geeignet. Man sollte hier genau überlegen, welche Anhängelast gebraucht wird.
           
5.  Meist  finden  Kaltblutturniere  auf  nicht  befestigten  Geländen  statt,  Wiesen,  Wälder  etc. Dementsprechend sollten die eingesetzten Fahrzeuge über Allrad-Antrieb verfügen.
           
6.  Beachtenswert ist auf jeden Fall auch, dass wenn jemand eine LKW Zulassung auf seinem Fahrzeug hat, erreicht er oft mit angehängter Last den Grenzwert von 7,5 t, dann tritt das Sonntagsfahrverbot in Kraft. In diesem Fall benötigt man dann eine Sonntagsfahrgenehmigung, die beim Landratsamt eingeholt werden kann.
           
7.  Plant genügend Zeit ein, um zum Veranstaltungsort zu gelangen. Hier sind im Besonderen bei längeren Fahrten auch Pausenzeiten ggf. auch eine Übernachtung mit zu planen.  
           
8.  Für eventuelle Zwangsstopps bei Hitze z.B. sollten Wasser und Tränkbehältnisse immer mit an Bord sein.
           
9.  Immer für ausreichend, gut erreichbares, Raufutter im Hänger sorgen.  
           
10. Bei Pferden die viel „Misten“ ist es immer von Vorteil auch eine Schaufel zur Hand zu haben um bei längeren Fahrstrecken eventuell zwischendurch den Hänger zu säubern.
           
11. Sorgen Sie dafür, dass der Hänger über ausreichend Belüftungsmöglichkeiten verfügt. Wir sind oft im Sommer unterwegs, bei dem es zu großer Hitze im Anhänger kommen kann.
           
12. Ebenso ist sicher zu stellen, dass der Hänger hinten ganz verschlossen werden kann, bei Sturm oder Kälte z.B.

Reinhard Hundsdorfer